Die Polizeidirektion meldet: (Fi) Ein 59-jähriger Fahrradfahrer nahm am 26.05.2010, gegen 07.30 Uhr, auf der Barbarossastraße die linke Hand vom Lenker, um anzuzeigen, dass er nach links abbiegen will. Im Moment des Schulterblicks fuhr er durch ein Schlagloch und stürzte. Er wurde verletzt und stationär ins Krankenhaus gebracht. An seiner Kleidung und dem Rad entstand Sachschaden von ca. 30 Euro.

Die StVO enthält den Paragrafen 9, Absatz (1): "Wer abbiegen will, muß dies rechtzeitig und deutlich ankündigen; dabei sind die Fahrtrichtungsanzeiger zu benutzen. [...]"

Ein Fahrrad hat keine Fahrtrichtungsanzeiger, es bleibt also die Pflicht zur rechtzeitigen und deutlichen Ankündigung. Eine Pflicht, die Hand rauszuhalten, ergibt sich daraus jedoch nicht.

Wer jemals versucht hat, mit herausgestrecktem Arm kräftig abzubremsen oder zügig anzufahren, weiß, dass diese Empfehlung in ihrer Absolutheit praktisch gar nicht umsetzbar ist. Eine deutliche Einordnung auf der Fahrbahn ist ebenfalls ein klares Signal (Im Gegensatz zu PKWs kann ein Fahrradfahrer auch innerhalb der Fahrspur links oder rechts fahren.) Auch der Schulterblick ist ein Signal - und wird gemeinhin auch als beabsichtigte Fahrtrichtungsänderung verstanden.

Der herausgestreckte Arm ist eindeutig und gut sichtbar, aber niemand wird permanent einhändig bremsen und anfahren oder gar mit ausgestrecktem Arm vor einer roten Ampel warten. Er kann also nur je nach Verkehrssituation ein mehr oder weniger kurzer Hinweis sein, und der sollte keinesfalls zur eigenen Gefährdung führen. Im Zweifelsfall ist es besser, mit beiden Händen am Lenker bremsbereit zu sein als mit herausgestrecktem Arm in Trudeln zu kommen. Von einem einhändig ausgeführten Schulterblick kann man erst recht nur abraten, denn man hat das Fahrrad dabei nicht richtig unter Kontrolle, wie der gemeldete Unfall zeigt.

Ralph Sontag